Spurensuche - das Magazin (1/2025)
- Tanja Bernsau
- 18. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 10. Mai

Editorial
Warum beschäftige ich mich mit Kunst und Geschichte? Mit Fragen des Kulturgüterschutzes, mit Kunstkriminalität? Mit Denkmalpflege und schwedischer Kulturgeschichte? Warum ist mir die Provenienzforschung so wichtig?
Weil ich mich gerne auf die Spurensuche begebe. Weil ich gerne hinter die “Wahrheit” blicke. Geschichte und Geschichten, das hängt für mich eng zusammen. Und Geschichten, das Storytelling, ist das, was uns Menschen ausmacht. Dass wir unser Wissen, unsere Werte in Form von Erzählungen weitergeben.
Und wenn man sich dann mit der Geschichte, mit den historischen “Fakten” auseinandersetzt, stellt sich mir immer die Frage, welche Wahrheit hier erzählt wird. Denn je nachdem, wer diese Fakten niedergeschrieben und damit weitererzählt hatte, hat sehr wahrscheinlich eine bestimmte Zielsetzung verfolgt. Deswegen wissen wir oft mehr über die Sieger in einer kriegerischen Auseinandersetzung, wenn die neuen Herrscher über ihre Heldentaten berichten. Aber das ist immer nur eine Seite von vielen, die man betrachten kann. Jede Epoche, jede Episode der Geschichte trägt mehrere Wahrheiten. Je nachdem, wer sie erzählt. Deshalb ist Geschichte auch nie zu Ende erforscht. Wir können immer neue Forschungsfragen stellen und prüfen, was wir aus der Geschichte für die Zukunft lernen wollen. Je nachdem, welche Perspektiven wir einnehmen, bringt der neue Blick auf die Vergangenheit neue Sichtweisen und neue Erkenntnisse. Das macht es für mich unendlich spannend - und das hört vermutlich auch nie auf.
Auch im Studium der Kunstgeschichte habe mich deshalb weniger Stilfragen interessiert oder die Farbwirkung bestimmter Gemälde, als vielmehr die Frage, warum dieses oder jene Bild geschaffen wurde. Was war darauf abgebildet, welche Geschichte soll erzählt werden - und warum? Wer hat es in Auftrag gegeben und wo hat es gehangen? Was hat uns der Künstler oder auch der Auftraggeber mit dem Werk sagen wollen? Jedes Kunstwerk bringt seine eigene Geschichte mit. Und diese Geschichte wächst mit jedem Jahr, wenn es durch unterschiedliche Besitzerhände geht. Nicht immer freiwillig, und auch diese Spurensuche, die noch dazu eine Gerechtigkeitskomponente mit sich bringt, treibt mich seit Jahren um.
Die Spurensuche steht im Mittelpunkt meiner Profession und meiner Passion. So möchte ich dieses Magazin “Spurensuche”, im ersten Schritt als eine Art monatlicher Newsletter, den unterschiedlichen Aspekten meiner Arbeit widmen, daraus berichten, welche Spuren ich verfolge, welche Erkenntnisse sich daraus ergeben, was wir aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen können. Die Themen werden so vielfältig wie meine Projekte sein, denn auch meine Interessen sind hier sehr unterschiedlich. Ein Schwerpunkt liegt sicherlich auf dem Thema Kulturgüterschutz, vor allem im Fall eines bewaffneten Konflikts, aber auch der zivile Kulturgutschutz liegt mir am Herzen. Auch werden uns die Monuments Men and Women begegnen, sowie einzelne Provenienzforschungsfälle oder aus der Kunstkriminalität. Und natürlich die Kultur, Kunst und Geschichte meiner zweiten Heimat Schweden wird in “Spurensuche” Ausdruck finden. Es bleibt also spannend!
In der Aprilausgabe könnt ihr schon mal einen Einblick über das Themenkaleidoskop gewinnen.
Und einer kleiner Ausblick auf die nächste Ausgabe (erscheint Mitte Mai 25):
Welche Künstler werden am häufigsten gestohlen oder gefälscht?
Kulturgüterschutz im Fall eines bewaffneten Konfliktes - damals und heute
Keltische Jahresfeste
Die Themen im April
Hollywoods Interpretation der Monuments Men

Vor einiger Zeit hat sich George Clooney als Produzent und Hauptdarsteller dem Thema Kulturgüterschutz im Fall eines bewaffneten Konflikts angenommen und die Heldengeschichte der Monuments Men auf die Hollywood-Leinwand gebracht. Eine Handvoll alternder, gewollt und ungewollt komischer Kunsthistoriker in Uniform, eine schöne französische Widerstandskämpferin und ein Märchenschloss in Bayern als Schatzlager sind einige der Zutaten, die einen echten Blockbuster aus dem eigentlich so ernsten Thema machen sollten. Doch wieviel davon entspricht der Wahrheit?
Spurensuche im “Lebensborn”

Im Rahmen eines Forschungsprojekts der “Stadtteilhistoriker Wiesbaden” habe ich mich mit dem “Lebensborn” in meiner Heimatstadt Wiesbaden auseinander gesetzt und versucht, die Geschehnisse im Lebensbornheim “Taunus” zu rekonstruieren.
Veranstaltungstipp (1): Symposium 80 Jahre Kriegsende

2025 liegt das Ende des Zweiten Weltkriegs nun schon 80 Jahre zurück. Das Stadtarchiv Wiesbaden gedenkt diesem Ereignis mit einer Veranstaltungsreihe, in der ich im Herbst auch noch mal einen Vortrag halten darf. Im Mai veranstaltet das Stadtarchiv ein Symposium, das sich mit dem demokratischen Neubeginn 1945 in Rhein-Main und Hessen auseinander setzt.
Veranstaltungstipp (2): Online-Vortrag der DGKS e.V. “Spotlight Kultur”

Am 22. Mai findet wieder ein Online-Vortrag der Deutschen Gesellschaft für Kulturgüterschutz (DGKS e.V.), deren Mitglied ich bin, statt. Diesmal wird uns Oberst i.G. Armin Schaus einen Einblick in seine Arbeit geben: Operationsplan Deutschland – eine gesamtstaatliche und gesamtgesellschaftliche Aufgabe” lautet der Titel seines Vortrag. Die kostenlose Anmeldung ist möglich auf der Webseite der DGKS.
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